Was uns die Inflation verschweigt

Es ist Oktober 2020. Ein Blick auf die Inflation zeigt es -0,2% zum Vorjahr. Doch der Einkauf von Lebensmittel zeigt. An der Kasse lässt man doch mehr Geld liegen als noch in den letzen Jahren. Wieso ist das und was sind die Konsequenzen daraus. Betrachten wir zunächst die Inflation, denn diese soll eine wichtige Stellgröße für die Geldpolitik sein.

Die Inflation wird auf der Basis eines Warenkorbes ermittelt. Dieser Warenkorb wird kontinuierlich an die Veränderung unserer Lebensgewohnheiten angepasst. Die Gewichtung soll den tatsächlichen Gewohnheiten angepasst werden.

Aha, was sagt das ? Das heisst, dass heutzutage mehr Telekommunikationsdienstleistungen enthalten sind. Das ist sicherlich richtig und gut solche Anpassungen vorzunehmen, jedoch gibt es hier auch einen Selbstverstärkungseffekt. Nehmen wir folgendes an. Die Menschen im Lande haben kein Geld mehr und gehen deshalb nur noch halb so häufig in ein Restaurant. Als Folge davon wird zukünftig entsprechend den Lebensgewohnheiten der Anteil der Restaurantbesuche im Warenkorb angepasst, in dem Falle auf die Hälfte. Wenn wir jetzt mal annehmen, dass sich die Preise im Restaurant nicht verändert haben, so haben wir nun eine kleine Deflation – das Leben der Leute ist billiger geworden, weil nicht mehr so viel Geld in Restaurants ausgegeben wird.

Wenn wir die Idee weiter betrachten, dann sind die Lebensgewohnheiten in jedem Land anders. Es gibt Länder in denen man sich traditionell mehrfach die Woche zusammen setzt. Das heisst dieser Luxus ist dort völlig normal und die Inflation erfasst nur die Veränderung in diesem Luxusverhalten. Die Berechnung lässt natürlich zu, dass je nach Wahl der Region ein ziemlich veränderter Warenkorb entsteht und eröffnet so alle Möglichkeiten für eine Manipulation der Werte.

Dieses Jahr ist durch Corona geprägt. Unsere Lebensgewohnheiten passen sich entsprechend an. Wir werden weniger Geld für Transport ausgeben, weil wir mehr daheim sind. Wir werden aus dem gleichen Grund mehr Energie daheim brauchen. Wir werden deutlich weniger Geld für Urlaub, Reisen, Restaurantbesuche ausgeben. All das wird sich dann im Warenkorb widerspiegeln. Ein weiterer Punkt ist natürlich auch eine gewisse Historie, die in der Inflation enthalten ist. Bei Mietverträgen ist es etwa so, dass die Miete bei Altverträgen erst mit grosser Verzögerung angepasst wird, so dass das Leben für jemand der neu einsteigt schon längst teurer geworden ist als das was wir haben.

Welche Alternativen haben wir also zur Inflation? Ein vereinfachtes Mittel ist es das Geldwachstum anzuschauen. Nehmen wir der Einfachheit mal an, dass wir keine Werte schaffen, sondern dass die Werte die uns umgeben noch die gleichen sind wie im Jahr 2000. Die Bevölkerungsentwicklung ist weitgehend stabil. Ich vereinfache das Modell bewusst, so dass wir keine 100%ige Genauigkeit haben können, aber es reicht als Denkmodell. Das Geldmengenwachstum ist seit 2000 um 160% gestiegen. Wenn man nun annimmt das Geld dazu da wäre die Werte zu erwerben, so kann man mit dem selben Geld heute nicht mehr 100% der Waren einkaufen, sondern nur noch 38% der Waren. Also fast 2/3 weniger. Daraus rechnen wir, dass wir jedes Jahr rund 5,6% weniger an Werten für das gleiche Geld bekommen. (Die Zahl erscheint zunächst hoch ist aber mathematisch korrekt, weil im Folgejahr die 5,6 % nur noch auf den verbleibenden Wert angerechnet wird, eine Art umgekehrter Zinseszins Effekt).

Was sind die Konsequenzen daraus. Wenn wir die Möglichkeit hätten einen Wert zu erwerben, der über die Zeit hinweg konstant ist, dann würden wir für das gleiche Geld nächstes Jahr nur noch 94,4% des gleichen Wertes bekommen. Ohne zu weit vom Thema abzuweichen ist bei den jetzigen Kreditzinsen also eine Investition so einem frühen Zeitpunkt in einen solchen Wert sinnvoll. Oder umgekehrt. Alles Investitionen, die nicht mindestens einen Zuwachs von 5,6% versprechen, verbrennen effektiv Geld.

In welche Werte sollte man investieren? Das ist sicher ein Thema eines anderen Blog Eintrages, denn für den Wert einer Sache gibt es doch zumindest 3 Wege diesen Wert zu bestimmen. Und hier gibt es dann auch noch Schankungen. Das einzige was ich mit dem Blog Eintrag mitgeben möchte. Es gibt eine Schere zwischen dem was dan Geldentwertung sattfindet und dem was uns die Inflation vorgaukelt. Unsere Lebensqualität kann sich auch bei Nullinflation oder Negativinflation verbessern, wenn die Lebensqualität nicht direkt mit Konsum zusammen hängt. Wir können also bessere Modelle als die Inflationszahlen benutzen, um zu schauen, ob es uns und der Wirtschaft besser geht als noch vor einiger Zeit.

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